Ostsee - wir kommen!

0 bis 330sm * Hindeloopen - Harlingen - Cuxhaven - NOK - Kiel - Heiligenhafen - Warnemünde

Nach vielen Vorbereitungen, Lebensmittel-Verstau-Orgien und Optimierungsbasteln am Boot geht es am Samstag Nachmittag endlich los…und zwar gut, mit Sonnenschein, mit einer starken Crew in Person von Michael und Andreas und mit einem W-NW Wind mit 4-5. Zum Warmwerden gibt es daher schnelles Segeln zur Schleuse Kornwerderzand und eine entspannte Fahrt bis Harlingen. Da der Wind für eine Weiterfahrt nach Vlieland nicht günstig steht, laufen wir in den immer netten Noorderhaven in Harlingen ein und beenden den Tag entspannt mit Dinner und Sundowner im Cockpit.

Mit der ersten Brückenöffnung geht es am Sonntag um 8.00 Richtung Vlieland mit Wind aus SW, deutlich besser als am Abend. Mit gutem Wind und Strom sind wir in ca. 3 h auf der Nordsee vor Vlieland und drehen auf Kurs Elbe-Tonne. Damit kommt der Wind von hinten und ist erstmal nicht stark genug für vernünftiges Segeln unter Groß und Vorsegel, so dass der Parasailor zum Einsatz kommt. Der zieht uns 2h sehr gut voran, auch wenn die von hinten einlaufenden und gar nicht mal so kleinen Wellen das Boot immer wieder nach Luv drehen wollen, so dass wir lieber von Hand steuern. Leider frischt der Wind dann – von mir nicht so richtig realisiert – auf und in einer ziemlich starken Bö (scheinbarer Wind vor dem Wind 25kn) luvt das Boot mehr oder weniger unkontrolliert an. Der Parasailor schlägt, das Boot legt sich auf die Seite und nachdem das Ganze in einer zweiten Bö nochmal passiert, vertörnt sich das Segel, was aber sein Gutes hat, da wir es dann halbwegs problemlos bergen können. Klassischer Fall von „ans Reffen / Einholen gedacht, es aber nicht gemacht“ L Danach sind wir für Experimente erstmal nicht mehr zu haben, wir segeln unter Vorsegel und kommen dank des deutlich stärkeren Winds und langer Zeit „Strom mit uns“ aber trotzdem mit ca. 8kn über Grund sehr gut voran, leider zwischenzeitlich mit fiesem Regen. Später setzen wir noch das Groß dazu und haken erst die holländischen und später in der Nacht bei schönerem Wetter und Mondschein die deutschen Inseln eine nach der anderen ab. Erst kurz vor der Elbemündung flaut der Wind fast völlig ab und wir legen die letzten Meilen bis Cuxhaven unter Motor zurück bis wir um 10:00 anlegen.

Den Tag über wird gechillt, das Boot „entsalzt“ und Michael und Andreas testen einen der schlechteren Friseure der deutschen Nordseeküste… In Cuxhaven treffen wir Erik mit seiner Breehorn 41 „Blueprint“, der einhand in Richtung Ostsee unterwegs ist und uns um Unterstützung beim Schleusen in den NOK bittet. Michael verstärkt deshalb seine Crew und am Dienstag früh läuft die Breehorn Flotille unterstützt von starkem Strom die Elbe hinauf. Das Schleusen geht schnell und problemlos, allerdings sind die Schwimmstege ohne Klampen und nur 10cm über dem Wasser eine echte Zumutung. Im Hafen Brunsbüttel hinter der Schleuse setzen wir Andreas ab, der leider wieder zurück muss in Richtung Heimat und Arbeit, und starten mit verkleinerter Crew die beschauliche Fahrt nach Rendsburg über den NOK. Dort wollen wir eigentlich in den Stadthafen, aber die Stege des Büdelsdorfer Yacht Club etwa 500m vorher auf dem Eidersee sind viel schöner und liegen in einer richtig netten Ecke. Michael und ich reparieren noch die WLAN Antenne im Masttop, schlagen die Kutterfock an und haben dann einen sehr unterhaltsamen Abend mit den Besuchern auf dem Steg: eine Dame klagt ihr Leid über ihre ungeliebte Bavaria, stracke Schweden legen mit dem Motorboot an, schwanken über den Steg und pinkeln erstmal schön ins Hafenbecken und schließlich unterhält uns Skipper „Mickey Krause“, der mit seiner schon etwas älteren Crew auf einem Power-Trip unterwegs ist…

Mittwoch geht es weiter die letzten Meilen auf dem NOK bis Kiel, wo uns ein eigenwilliges Schleusenmanöver erwartet: zusammen mit den anderen Seglern manövrieren wir in der Schleuse durch die enge Gasse zwischen zwei versetzt auf beiden Seiten der Schleuse liegenden doch recht großen Berufsschiffen. Sehr spannend, am Anfang konnten wir die Anweisungen über Funk gar nicht so recht glauben. Leider auch hier wieder ganz schlechte Schwimmstege und die vielen internationalen Segler hätten sich bestimmt auch über eine englische Einweisung in die Schleuse gefreut, nicht so die seemännische Gastfreundschaft, die man z.B. aus UK gewohnt ist… Die Ostsee ist erreicht, kurz über die Förde gesegelt und gegen 15:00 legen wir bei viel Wind nochmal mit etwas Manöverstress in Laboe an, wo Dörte und Nele schon warten und der erste Crewwechsel stattfindet. Ein großes Dankeschön an Andreas und Michael, war cooles Segeln mit Euch!!

Leider steht auf der Ostsee der Wind aus Ost, so dass die geplante Eintagesetappe nach Rostock ins Wasser fällt und wir am Donnerstag erstmal kreuzend Kurs auf Fehmarn nehmen. Es wird ein harter Tag, permanent maximal hoch am Wind mit viel Krängung, gefühlt 100x ein- und ausreffen und bei knapp 20kn wahrem Wind auch einiges an Welle. Wir sparen uns die Fehmarnsund-Brücke, unter der Wind und Welle genau gegenan kommen, und laufen gegen Abend Heiligenhafen an. Leider weht kurz vor der Hafeneinfahrt im starken Wind noch die Kutterfock aus, so dass wir nochmal ein bisschen Manöver fahren dürfen: Fock rein, Kutterfock richtig raus. Zum guten Schluss stellt sich die Kutterfock dann auch noch beim Einholen bockig an, so dass wir schließlich ziemlich erschöpft in Heiligenhafen einlaufen…wo es natürlich beim Anlegen auch nochmal mit 20kn weht, kein Hafenmeister weit und breit und auch die angeblich vorhandenen „Boxen mit grünem Schild“ sind nirgendwo auszumachen. Schließlich finden wir unseren Platz am Service-Steg im Päckchen mit einer netten Crew und basteln uns aus den Bordvorräten ein leckeres Abendessen.


 

Freitag ist weniger Wind, aber leider immer noch genau aus Richtung Rostock. Bis hinter die Sund-Brücke müssen wir sowieso motoren, danach gibt es leicht differierende Meinungen in der Crew zu der Frage: Kreuzen oder Motoren. Wir entscheiden uns schließlich fürs Motoren, legen aber noch eine kleine Manöverübung ein, um nochmal zu testen, ob der Parasailor das Nordsee-Abenteuer schadlos überstanden hat. Hat er! Nach 30sm ruhiger und entspannender Fahrt erreichen wir das drückend heiße Rostock und werden bereits von zahlreichen ARC-Baltic-beflaggten Booten empfangen.


Georg

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