Logbuch - Sommertörn 2012


01.07.2012 bis 06.07.2012

Inverness - Oban

551 - 635 sm


Bens und Glens

Sonntag, 01. Juli – wir beschließen, in Inverness einen Hafentag einzulegen. Erstens: es regnet, zweitens: es gibt an Bord noch viel zu tun – das Simrad-Netz funktioniert ziemlich erratisch, Georg hat noch einige Dinge festzuschrauben, Proviant will aufgefüllt werden … Obwohl wir – Harald sei Dank – immer noch ziemlich viele frische Vorräte haben! Und drittens: überhaupt – wir haben ja keine Eile, die Pubs in Inverness sind auch nett.

Am Montag soll´s dann losgehen. Leider erwartet uns morgens eine böse Überraschung – die Dichtung der Außendusche ist undicht, dadurch ist eine Backskiste komplett voll Wasser gelaufen. Die Backskiste hatte zu allem Überfluss ein Loch, und das Wasser ist blöderweise in eine der Achterkabinen gelaufen. Also heißt es, Matratzen trocken, Backskiste auspumpen, Frischwasser auffüllen (der halbe Tank ist ja durch die Dusche ausgelaufen) … Gegen Mittag starten wir dann endlich gen Caledonian Canal. Die ersten Schleusen warten bereits kurz hinter der Marina, und dann sind wir tatsächlich unterwegs. Eine Schleuse weiter, wir sind im Loch Ness. Dieser beeindruckt mit vollkommener Ruhe und majestätischer Landschaft. Außer zwei Schiffen, die mit uns geschleust sind, scheint sich keine Menschenseele auf dem See zu befinden. Perfekt!

 

„Ben“ ist übrigens die gälische Bezeichnung für Gipfel oder Berg. Der höchste in Schottland, sogar in ganz Großbritannien, ist mit 1.344m der Ben Nevis. Obwohl er uns Kontinental-Europäern gar nicht so hoch vorkommt, liegt auf dem Ben Nevis oft im Sommer noch Schnee, und er ist berüchtigt für seine plötzlichen Wetterwechsel, die manchen Bergsteiger mindestens in Bedrängnis bringen. Wir haben am letzen Abend im Kanal einen tollen Blick auf den Gipfel – mehr Ambitionen haben wir aber auch nicht.


Dienstag geht´s dann segelnd weiter - zunächst auf dem Loch Ness. Kein Ungeheuer zu sehen – außer ein paar Nachbildungen an Land. Die nächsten Tage vergehen gemächlich auf Kanal und Lochs. Die Schleusenwärter sind freundlich und hilfsbereit, und ab und zu trifft man abends schon aus Inverness bekannte Crews zum Small Talk. „Wenn Reisen Erleben bedeutet und sich von dem Vorgang, transportiert zu werden, unterscheidet, dann steht der Wert einer Reise in umgekehrten Verhältnis zu Ihrer Geschwindigkeit“ schreibt Björn Larsson in „Kap Zorn“. Das trifft auf dem Caledonian Canal nicht nur für Segler zu – wir sehen Kanuten, Wanderer und Radfahrer, die die Landschaft in Ihrem eigenen Tempo erkunden.

 

Entlang des „Great Glen“ erreichen wir am Donnerstag schließlich Corpach.  Am Ende des Kanals wartet „Neptune´s Staircase“, eine Schleusentreppe aus neun Schleusenkammern, die uns 30m weiter Richtung Meeresspiegel bringen soll. Das Schleusen dauert insgesamt etwa zwei Stunden und ist eindeutig eine Touristenattraktion. Wir sind defintiv auf ganz vielen Urlaubsfotos und kommen mit einer netten deutschen Reisegruppe ins Gespräch - angenehmer Zeitvertreib beim Warten auf das Sinken des Wasserniveaus. Mit einem englisch / deutschen Paar von der Segelyacht, die mit uns geschleust ist, trinken wir abends noch ein Glas Rotwein.

Am Freitag erreichen wir zum ersten Mal den Atlantik, um in Richtung Oban zu segeln. Schönes Wetter, toller Fjord, nachmittags steuern wir Oban an. In der Marina empfängt uns die Mannschaft der Malts Cruise: auf geht´s zur nächsten Etappe!